Wie kann man das Perlacher Herz treffend beschreiben? Würde man Worte aus dem Berufsleben abwandeln, käme wohl das heraus:
Ehrenamtliches Engagement mit im wahrsten Wortsinne viel Herz, der Lohn sind strahlende Gesichter!
Wir Neuperlacher sind stolz auf unseren Stadtteil, gerade weil er so bunt ist, weil hier Menschen aus den verschiedensten Kulturen erstaunlich gut zusammenleben. Soziale Angebote sind aber in allen Stadtteilen und Orten notwendig, nicht nur, um Schwächere zu unterstützen, sondern auch, um einen Treffpunkt für alle zu schaffen, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Kinder und Jugendliche möchten sich einbringen, möchten tanzen (Hip-Hop), Sport machen (z.B. Thai-Boxen), brauchen aber auch vielleicht Hilfe bei Hausarbeiten. Das Perlacher Herz ist aber noch viel, viel mehr. All das kann hier nur umrissen werden: Im Second-Hand-Shop findet man kostengünstig Produkte für den Alltag, ebenso kann man Waren, die man nicht mehr braucht, dort abgeben. Das ist auch im Sinne der Nachhaltigkeit. Auch bei Fahrradproblemen wird geholfen. Oder beim Bewerbungsschreiben oder bei Ärger mit Behörden. Das sind aber alles nur Beispiele.
Das Perlacher Herz, zu finden am Marieluise-Fleißer-Bogen 7 im Handwerkerhof (nähe Graf-Zentrum), ist nun schon 10 Jahre alt. Die Zeit ist unglaublich schnell vergangen. Das alles wurde am Samstag, den 08.07.2023, gefeiert – neben vielen Unterstützern, Neugierigen, Mitarbeitern und Fans war auch Prominenz aus der Politik anwesend, etwa Markus Rinderspacher (SPD), Abgeordneter des Bayerischen Landtags, und Münchens Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne).
Die Bilderstrecke zeigt, was am Samstag so geboten wurde. Ganz kurz: Live-Musik, Thai-Boxen, Hip-Hop-Girls-Gruppe, Bullriding, Glücksrad, Eisstand, Steckerlfisch. Second Hand, Hüpfburg, Party-Fahrrad, Trampolin, Popey haut Mickey und mehr!
Die Mensa des „Schulzentrum an der Quiddestraße“ steht seit April 2019 unter Denkmalschutz. Es ist erst das zweite Gebäude in Neuperlach überhaupt, das die Ehre des Denkmalschutzes zuteilwurde. Gleichzeitig ist es das erste Betongebäude Neuperlachs mit Denkmalschutz.
Der Bau, der wenig überraschend als Mensa, aber auch als Festsaal (maximal 500 Plätze) genutzt wird, ist vom Schulgebäude abgesetzt und steht frei, trägt aber gemeinsam mit den Schulgebäude die Postadresse Quiddestraße 4.
Nun also wurde in Neuperlach erstmals ein Bau der Gattung „Brutalismus“ als denkmalwürdig auserkoren. Der Begriff basiert entgegen eines weitverbreiteten Irrtums keineswegs etymologisch auf dem Ausdruck „brutal“, sondern ist aus dem Französischen béton brut abgeleitet, was „roher Beton“ bedeutet. Ganz einfach gesagt handelt es sich um Bauten, bei denen großflächig „nackter“ Beton zu sehen ist (Sichtbeton), der also nicht verputzt oder mit Fassadenplatten verkleidet ist.
Mehrzweckgebäude, zur Straße ebenerdiger und zum Schulhof zweigeschossiger Sichtbetonbau mit bewegter Dachlandschaft auf polygonalem Grundriss, hofseitig mit großzügiger Durchfensterung, Terrassen und Treppenanlage und abgesenktem Außenbereich, von Bernhard von Busse und Eberhard Schunck, 1973-75.
Der hier erwähnte unregelmäßige Grundriss wird auf den Fotos kaum sichtbar. Doch Google Maps zeigt die Form anschaulich:
Auch auf OpenStreetMap wird die Form erkennbar:
Map Schulzentrum an der Quiddestraße mit der Mensa. Quelle: OpenStreetMap, Lizenz: Open Database License 1.0
In der Vergrößerung ist es noch weit deutlicher zu sehen:
Kein Viereck, kein Sechseck, kein Achteck, kein … Ja, was haben wir denn hier überhaupt?
Da auch einige mehr oder weniger stärke Bögen enthalten sind, handelt es sich nicht um ein Vieleck mit einer genauer Anzahl an Ecken, sodass auch keine Anzahl angegeben werden kann. Der Dachaufbau und das teilweise freiliegende Kellergeschoss haben zudem eine eigene, wiederum stark abweichende Form.
Können Betonbauten Denkmäler sein?
Viele halten Betonbauten generell nicht für denkmalschutzwürdig. Doch längst ist der Brutalismus eine Architekturform, die weltweit eine Menge an Anhängern, auch unter Fachleuten, gefunden hat. Durch die weite Verbreitung gehört die „Betonkunst“ schon einmal deshalb zur Zeitgeschichte hinzu.
Nicht nur die komplexe Form und die offenen Grundrisse werden als Grund für die Erteilung des Denkmalschutzes angegeben, auch die unveränderte marktplatzartige Gestaltung hat eine Rolle gespielt, ebenso die bewegte Dachlandschaft aus geraden und verschieden geneigten Dachflächen. Letztere würden dem Bau ein „skulpturales Erscheinungsbild“ verleihen, so die Begründung. Das Gebäude mit seiner pädagogisch motivierten Architektur kann als Zeugnis für den Wandel des Schulbaus gesehen werden.
Wer sich bei dem Bau an eine Konzerthalle erinnert fühlt, liegt gar nicht so falsch. Denn die Architekten der Mensa haben sich tatsächlich von der in den 1960er-Jahren erbaute Berliner Philharmonie inspirieren lassen (siehe Abbildung).
Bild 1: Reinhard Kardinal Marx weiht das neue St. Jakobus ein (09.02.2019). Foto: Tobias D.
Neuperlach hat nun ganz offiziell eine neue Kirche! Reinhard Kardinal Marx hat am Samstag, den 09.02.2019, die Kirche St. Jakobus am Quidde-Zentrum eingeweiht.
Einweihungen von Gotteshäusern sind in Deutschland selten geworden. Elf Jahre ist Marx (was für ein passender Name für Neuperlach, siehe Karl-Marx-Ring und Marx-Zentrum) bereits im Amt, doch es ist erst das vierte Mal, dass er ein neues Gotteshaus weiht. Das liegt daran, dass die beiden christlichen Kirchen in Deutschland massive Austritte zu verzeichnen hatten und haben. Die Kirche ist für viele Leute nicht mehr attraktiv und modern genug, sie erreicht gerade jüngere Leute kaum noch. Auch die noch vorhandenen Kirchenmitglieder gehen seltener in den Gottesdienst. Auch die Zuwanderung aus Ländern, in denen andere Religionen vorherrschen, spielt eine nicht unbedeutende Rolle.
Bild 2: Die Kirche – zwei verschieden große Quader formen sie (09.02.2019). Foto: Tobias D.
Wenn die Kirche schon abgerissen werden muss, ergibt es Sinn, den Neubau an den sinkenden Bedarf anzupassen. So wurde eine weit kleinere Kirche gebaut. Die Anzahl der Sitzplätze sank von mehreren Hundert auf nun 50.
Die Kirche wurde auf dem Standplatz des alten Kindergartens gebaut, der ebenfalls marode war und abgerissen worden war. Dafür entstand am alten Platz der Kirche nun ein neuer Kindergarten. Es wurden also die Plätze getauscht.
Ergänzung/Richtigstellung: Kapelle oder Kirche?
Anfangs wurde das neue St. Jakobus als „Kapelle“ bezeichnet. In jüngerer Vergangenheit ist davon die Rede , dass es doch eine „Kirche“ geworden sei. Laut Pressemitteilung der Erzdiözese ist St. Jakobus eine „Kirche“. Die Tagespresse hat das übernommen. Laut der Kathpedia liegt der Unterschied nicht in der Größe des Baus, sondern darin, ob der Bau eine eigene Pfarrei besitzt. Auch wenn in Neuperlach Pfarreien zusammengelegt wurden, würde ich schon bejahen, dass St. Jakobus über eine Pfarrei verfügt. Bezeichnen wir St. Jakobus also als „Kirche“.
Architektur
Die neue Kirche hat 2,6 Millionen Euro gekostet. Die Nutzfläche beträgt 315 Quadratmeter. Letztlich besteht der Bau aus zwei unterschiedlich großen Quadern. Einer ist gemauert und wurde mit Holz verkleidet. Der größere Hauptbau, der den Gebetsraum enthält, ist aus Beton und behielt seinen Sichtbeton. Nur der schräg versenkte Eingangsbereich des Hauptbaus stört die strenge mathematische Form, aber selbst das Kreuz fügt sich der Quaderstruktur, da es nicht freisteht, sondern – ums Eck gebogen – mit der (Sichtbeton-)Oberfläche verschmilzt (siehe u.a. Bild 3).
Bild 3 (09.02.2019). Foto: Tobias D.
Die Kirche gehört zur Architekturgattung Brutalismus. Der Begriff basiert entgegen eines weitverbreiteten Irrtums keineswegs etymologisch auf dem Ausdruck „brutal“, sondern ist aus dem Französischen béton brut abgeleitet, was „roher Beton“ bedeutet. Ganz einfach gesagt handelt es sich um Bauten, bei denen großflächig „nackter“ Beton zu sehen ist (Sichtbeton), der also nicht verputzt oder mit Fassadenplatten verkleidet ist.
Doch Stil und Umsetzung stoßen hier auf große Kritik. Iimmer wieder erhalte ich Kommentare, wie hässlich die neue Kirche doch sei. Vielleicht gefällt den Kirchenbesuchern aber der Altarstein besser, den das Künstlerpaar Lutzenberger & Lutzenberger, das sich für die Innenausstattung verantwortlich zeichnet, auf einer Wanderung im Allgäu entdeckt hat.
Der Bau war gezeichnet von vielen Verzögerungen. Bereits im Februar 2017 (!) schien die Kirche vom Rohbaustadium nicht mehr weit entfernt zu sein und dennoch mussten wir noch zwei weitere Jahre auf die Fertigstellung warten.
Vielen Dank an Tobias D. für die Fotos!
Bild 3 (09.02.2019). Foto: Tobias D.Bild 5 (09.02.2019). Foto: Tobias D.Bild 6: Kunst in Form von Tafeln zum Thema Heiliger Jakobus (09.02.2019). Foto: Tobias D.
Allenfalls dem Begriff nach bedeutet Ausstellung, etwas ins Aus zu stellen. Doch wer sich den Ort anschaut, an dem der Graffiti- und Streetart-Künstler Jan Deichmann alias CAZ132 (zur Website von CAZ132) sein neues Atelier hinverlagert hat, der findet mit dem Quidde-Zentrum ein schrecklich heruntergekommenes Ladenzentrum, das schon vor Jahren hätte abgerissen werden sollen, aber irgendwie von den Verantwortlichen bislang vergessen wurde. Einst war es der Stolz Neuperlachs mit Supermärkten, Schreibwarengeschäft, Apotheke, Wienerwald und Stadtsparkasse, später dann auch mit der legendären Stadtteilbibliothek. Läden im eigentlichen Sinn gibt es dort nicht mehr, heute kann man einen Teil der Räume nicht einmal mehr mieten, weil sie nicht mehr „verkehrssicher“ sind oder ein undichtes Dach haben.
Ein total marodes Zentrum mit „Einstürzende Neubauten“-Flair ist aber eine Chance für Kunst und Kultur fernab vom Mainstream, weil eben einige Räume doch noch zu haben und auch entsprechend günstig sind. Entsprechend hat CAZ132 hier ins Schwarze getroffen. Seine Räume gehören zu den besseren, da diese vor kurzem noch ein Café und eine Bar beherbergten und somit nicht einfach verfielen. Etwas Laufkundschaft ist hier auch zu finden, da das Quidde-Zentrum auf dem Neuperlacher Fußwegsystem liegt. Heute – zufälligerweise hat Neuperlach Geburtstag und ist stolze 46 geworden (Grundsteinlegung Neuperlach 11. Mai 1967), wir gratulieren –, ist offiziell Eröffnung des neuen Ateliers. Neues und Altes – Totes und Lebendiges –, die Gegensätze könnten kaum größer sein.
Heute ging es nicht darum, Werke zu verkaufen – Preise waren entsprechend auch keine auf den Werken angebracht –, sondern mit interessierten Bürgern, mit Kunstliebhabern, Presse und einfach mit Menschen von nebenan ins Gespräch zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen. Entsprechend kam quasi Hinz und Kunst (o.k., Kunz) in die neuen Räume – zum Staunen und Plaudern. Tatsächlich war neben dem Fachpublikum auch die nette, liebe Familie aus dem Nachbarblock zum Schauen da. Immer wieder treffen neue Gäste ein.
Ich erfahre einiges. Da wird die Wohnungsbaugesellschaft WSB auch schon einmal lobend erwähnt, weil sie Stellen im Stadtteil, die in der Vergangenheit immer wieder mit Schmierereien verunstaltet wurden, nun von Künstlern verschönern lässt. Das Konzept geht auf: Mehrere von CAZ132 neu gestaltete Flächen sind seit Jahren kein Opfer von Vandalismus mehr geworden. Auch über den Verfall Neuperlachs wird gesprochen, über neue Tendenzen und über das hässliche Wort Nachverdichtung. Bis in alle Unendlichkeit wird auch das Quidde-Zentrum nicht mehr stehen. Ein Jahr könnte es durchaus noch so weitergehen, dann oder auch etwas später aber kommt der Neubau. Neben Läden (genauer darüber) wird es viele, viele Wohnungen geben, die ach so dringend gebraucht werden. Bis dahin wird vor allem eines hier zu Hause sein: die Kreativität.
Was Sie schon immer wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Was bedeutet NPL83? Wohl jeder Neuperlacher ist schon mal auf den Begriff NPL83 gestoßen. Doch was steckt dahinter? NPL83 ist eine Künstlervereinigung, die von Hakan K., Grosses K, ENZ und eben CAZ132 gegründet wurde. Schwerpunkte sind Musik und bildende Kunst.
NPL steht keinesfalls für Neurolinguistisches Programmieren, das wäre dann ja NLP, sondern schlicht für Neuperlach. Die 83 ist nicht das Gründungsjahr, sondern der alte Postleitzahlzusatz für Neuperlach (8000 München 83). Gegründet wurde NPL83 auch „erst“ 1986.
Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter.AkzeptierenRejectMehr erfahren
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these cookies, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may have an effect on your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.