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Königshof München, a Luxury Collection Hotel: Der Neubau

Das Hotel Königshof am Münchner Stachus wurde 2019 abgerissen. Jetzt entsteht ein luxuriöser Neubau.

Dieser Artikel dokumentiert ausführlich den Neubau des Hotels.

Der Hauptartikel mit umfangreichen Informationen zu Historie, zur Architektur des alten Baus und des Neubaus findet sich hier: Hotel Königshof: Historie, Architektur, Abriss und Neubau

Um den Abriss des alten Gebäudes dreht sich alles hier: Hotel Königshof: Der Abriss

Update Dezember 2023 – Hinweis zum Namen: Im Oktober 2021 hat die Familie Geisel das Hotel an die INKA Karlsplatz GmbH & Co. KG verkauft. Das Hotel sollte unter der Marke JW Marriott als Franchisenehmer betrieben werden. Zwischenzeitlich war der Name Hotel Karlsplatz 25 in Gebrauch. Der endgültige Name ist nun „Königshof München, a Luxury Collection Hotel“, wobei „Luxury Collection“ eine Marriott-Marke ist. Es ist sicherlich eine gute Entscheidung, dass der weltweit bekannte und etablierte Name Königshof erhalten bleibt.

Stand 06.02.2021

Es werden erste Formen sichtbar.

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (06.02.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (06.02.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (06.02.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (06.02.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (06.02.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (06.02.2021) ©Thomas Irlbeck

Stand 21.05.2021

Es ist gewaltig nach oben gegangen.

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (21.05.2021) ©Thomas Irlbeck

Stand 05.06.2021

Neubau Hotel Königshof^
Neubau Hotel Königshof (05.06.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (05.06.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (05.06.2021) ©Thomas Irlbeck

Stand 17.06.2021

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (17.06.2021) ©Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (17.06.2021) ©Thomas Irlbeck

Stand 20.07.2021

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (20.07.2021) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (20.07.2021) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (20.07.2021) © Thomas Irlbeck

Stand 13.09.2021

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (13.09.2021) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (13.09.2021) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (13.09.2021) © Thomas Irlbeck

Stand 19.11.2021

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (19.11.2021) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (19.11.2021) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof. Im Vordergrund der bereits in weiten Teilen aufgebaute, aber inzwischen wieder abgesagte „Eiszauber“ (19.11.2021) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Blick durch das Karlstor auf die Baustelle (19.11.2021) © Thomas Irlbeck

Stand 07.06.2022

Es werden immer mehr Gerüstteile entfernt. Die Haupteingangsseite, das dem Stachus sein neues „Gesicht“ geben wird, ist aber noch eingerüstet.

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (07.06.2022) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel Königshof (07.06.2022) © Thomas Irlbeck

„Halbfassade“ (03.01.2023)

Das dauert sehr lange mit der Fassade. Immer noch ist die Hälfte der Front eingerüstet. Es bleibt spannend, denn das endgültige Aussehen lässt sich nur bedingt abschätzten. die Frage, ob der Bau gelungen sei, ist noch unbeantwortet.

Hinweis: Wegen des Verkaufs des Hotels wird dieses ab sofort unter dem neuen Namen JW Marriott geführt.

Hotel JW Marriott
Neubau Hotel JW Marriott (03.01.2023) © Thomas Irlbeck
Hotel JW Marriott
Neubau Hotel JW Marriott (03.01.2023) © Thomas Irlbeck
Hotel JW Marriott
Eiszauber am Stachus, dahinter der Hotelneubau (03.01.2023) © Thomas Irlbeck
Hotel JW Marriott
Eiszauber am Stachus, dahinter der Hotelneubau (03.01.2023) © Thomas Irlbeck

Entrüstung (07.07.2023)

Das Gerüst wurde an der Hauptfassade weitestgehend abgebaut. Nun kommt erstmals die expressionistische Fassade annähernd zur Geltung.

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel JW Marriott (07.07.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel JW Marriott (07.07.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel JW Marriott (07.07.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel JW Marriott (07.07.2023) © Thomas Irlbeck

Erneuter Gerüstbau (30.09.2023)

Jetzt hat man damit begonnen, die Hauptfassade erneut einzurüsten. Hast das nie ein Ende?

Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel JW Marriott. Zur Spiegelung rechts unten im Bild: Wem geht da wohl ein Licht auf? (30.09.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel JW Marriott (30.09.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Neubau Hotel JW Marriott (30.09.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Detail Spiegelung (30.09.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Detail Spiegelung (30.09.2023) © Thomas Irlbeck

Das Gerüst ist ab (fast!) – 28.11.2023

Fast drei Jahre nach Baubeginn zeigt der Bau nun erstmals sein unverhülltes Gesicht. Das Gerüst wurde weitestgehend abgebaut. Der expressionistische Einblick ins Hotel – bislang verdeckt durch das ein besonders hartnäckiges Gerüst – ist nun möglich.

Ganz ehrlich, auch wenn es ohne Gerüst jetzt weit besser aussieht, begeistert bin ich nicht.

Neubau Hotel Königshof
Erstmals ohne Gerüst (28.11.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Der Bau als Hintergrundkulisse des „Münchner Eiszaubers“ (28.11.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Erstmals ohne Gerüst (28.11.2023) © Thomas Irlbeck
Neubau Hotel Königshof
Erstmals ohne Gerüst (28.11.2023) © Thomas Irlbeck

11.12.2023

Neubau Hotel Königshof
Ganz ohne Gerüst (11.12.2023). Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
Neubau Hotel Königshof
Ganz ohne Gerüst (11.12.2023). Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
Neubau Hotel Königshof
Ganz ohne Gerüst (11.12.2023). Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
Neubau Hotel Königshof
Ganz ohne Gerüst (11.12.2023). Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
Neubau Hotel Königshof
Ganz ohne Gerüst (11.12.2023). Foto: Benno Steuernagel-Gniffke
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Hotel Königshof: Historie, Architektur, Abriss und Neubau

Hotel Königshof 2014
Bild 1: Hotel Königshof (2014). Lizenz: Public Domain
Von Bruno Tamborino und Thomas Irlbeck

Das Hotel Königshof am Münchner Stachus wurde 2019 abgerissen. Derzeit entsteht ein luxuriöser Neubau.

Inhalt

I   Kommentar: Historie und Besonderheiten eines bemerkenswerten Gebäudes
II   Neubau ab 2019 im expressionistischen Stil
III   Historisches Hotel Königshof (1820–1944)
IV   Wiederaufbau und Renovierungen (1950–2007)
V   Abriss 2019

Hinweis: Der Artikel geht auch kurz auf den Abriss ein, einen weit ausführlicheren Abrissbericht gibt es in einem separaten Artikel: Hotel Königshof: Der Abriss
Zum Neubau gibt es diesen Artikel: Königshof München, a Luxury Collection Hotel: Der Neubau

I   Kommentar: Historie und Besonderheiten eines bemerkenswerten Gebäudes

Das Gebäude, das in diesen Wochen des Jahres 2019 verschwindet, hat einige Besonderheiten in sich. Es handelt sich augenscheinlich nur um ein etwas plump gestaltetes Gebäude – zum größten Teil im Stil der 1970er-Jahre, mit einigen kleinen stilistischen Ausrutschern, die nicht so ganz hineinpassen. In Wirklichkeit ist es eine außergewöhnliche, historisch gewachsene Bausubstanz, die zum Teil rund 200 Jahre alt ist. Das heutige Gebäude entstand ursprünglich als Villa unmittelbar vor einem Stadttor – in den allerersten Jahren, in denen man in Mitteleuropa endlich die mittelalterlichen Stadtmauern aufgeben konnte und sorglos auch außerhalb dieser bauen und wohnen konnte. Das noch sehr ländlich anmutende Stachus-Rondell in seiner ersten Variante war noch neu, und das Umfeld der dreistöckigen, schlichten, aber eleganten Villa war ländlich, nur eine breitere Straße führte vom Karlstor aus an ihr vorbei.

Das Schicksal des ganzen Areals änderte sich, als man beschloss, vor dem Karlstor auf die offene Wiese einen Bahnhof für München zu erbauen. Diese Neuigkeit der Technik wurde sehr schnell überall zum Hauptelement der Massenmobilität von Menschen und Gütern, und die Gegend der Vorstadtvilla wurde sehr schnell zu einem wichtigen Durchgangspunkt, an dem bald viel gebaut wurde und Gaststätten -– auch die legendäre Gaststätte „Zum Eustachi“ (das war der Rufname des damaligen Wirtes Mathias Eustachius Föderl), von welcher der Stachus seinen Namen hat – und dann Hotels entstanden. Die Villa war eines der ersten Gebäude in dieser Gegend. Der Garten wurde als Baugrund verkauft, aber sie blieb stehen, bis man sie erweiterte und auch sie zum Hotel wurde. Man bedenke, früher war es die Regel, Gebäude zu erweitern und sie umzugestalten statt sie abzureißen und neuzubauen, wie es heute üblich ist. Es war einfach eine praktische und pragmatische Lösung. Erst mit der überwiegenden Industrialisierung des Bauprozesses ist man davon abgekommen. Der Stil der Villa wurde im Großen und Ganzen beibehalten, sie wurde aber seitlich und nach hinten erweitert und das Erdgeschoss bekam einen städtischen Charakter.

Karlsplatz Stachus
Bild 2: Karlsplatz Stachus, ca. 1908. Lizenz: Public Domain

Die Besonderheit an diesem „Hotel Bellevue“ war, dass das Haus ab diesem Zeitpunkt nur dieser kommerziell intensiven Funktion diente und dass daran nichts angebaut wurde. Es blieb also immer auf allen Seiten frei stehen – auch da es der Spender der umliegenden Baugründe war. Es folgten weitere Umgestaltungen, eine erste mit Doppelgiebeln, eine zweite Variante mit Doppelgiebeln, eine schlichte und elegante Nachkriegsvariante, dann der Einbau des großen verglasten Restaurants, dann das Redesign in den 1970er-Jahren, das sich strikt an architektonische Details und Materialien der Olympiabauten anlehnte. Fast bis zum Schluss wurde aufgestockt, modernisiert und verbessert. Alte und neue Besitzer haben zirka alle 20 Jahre das Gebäude aktualisiert, damit es wieder modern und attraktiv wurde. Dabei sind sie fast den Tendenzen der Zeit hinterhergerannt. Da es sich um ein Hotel handelte, ist dies für ein gewerbliches Gebäude nicht wunderlich. So konnte man die Umbauten auch schnell durchführen, ohne extreme lange Schließzeiten in Kauf nehmen zu müssen. Und da es ein frei stehendes Gebäude in der Innenstadt ist, hatte man keine Rückfassade, an der man auf Umbauten hätte verzichten können. Deshalb hat von der ursprünglichen Identität des Hauses nie etwas überlebt – nur die Erker, die plumpen Proportionen und das Restaurant sind Volumen, die nicht so recht in die modern Variante passen.

Hotel Königshof – Montage aktueller und erster Bau
Bild 3: Die Hervorhebung in der Bildmitte zeigt, wie die Proportionen des Vorgängerbaus – der Vorstadtvilla von 1818 – im Vergleich zum aktuellen Bau aussehen. Es geht dabei nicht nur um die Größenverhältnisse, denn ursprüngliche Bausubstanz aus den Zeiten der vielen Erweiterungen und Umbauten des Hotels bis wahrscheinlich zurück an die Anfänge vor 200 Jahren sind im aktuellen Bau noch vorhanden. Foto: Rufus46, bearbeitet durch Bruno Tamborino / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Bestimmt werden beim Abriss sehr alte Gemäuer zum Vorschein kommen, vielleicht überraschenderweise Kellergewölbe in einem „Bau aus den Siebzigern“, bestimmt ist das Stück Fassade mit den mittleren fünf Fensterachsen und dem zweiten und dritten Obergeschoss 200 Jahre alt, vielleicht befinden sich da sogar noch unter vielen Farbschichten die alten Fassadenmalereien.

Was jetzt verschwindet, ist also keine große Schönheit, aber dennoch interessant wegen seiner ungewöhnlichen Geschichte. Leider war das Haus offensichtlich nicht mehr den Zeiten angepasst und bot auch keine Verbesserungsmöglichkeiten mehr. Man muss auch bedenken, dass der Neubau neun anstatt sechs Obergeschosse bieten wird, was wohl wegen geringerer Raumhöhe nur mit einem geringen Höhenzuwachs einhergeht, abgesehen von der Möglichkeit, den Untergrund mit mehreren großen Kellergeschossen viel besser nutzen zu können.

Es bleibt halt nichts anderes als eine Phantasie, sich eine Renovierung des alten Hauses vorzustellen, bei der eine Dokumentation und Zurschaustellung seiner 200 Jahre langen, intensiven Geschichte zum Leitmotiv wird – bei der man die verschiedenen Mauerwerke und jeweiligen Materialien klar zur Schau stellt und dem Ganzen dann nur einen modernen, transparenten Rahmen gibt, ohne nochmals etwas vertuschen und vortäuschen zu wollen. Leider ist eine solche Maßnahme für die Bauherren verständlicherweise überhaupt nicht rentabel. Bestimmt ist man sich im Denkmalamt der Situation bewusst, aber vom Historischen ist ja außer Mauerwerk wirklich nichts mehr übrig.

II   Neubau ab 2019 im expressionistischen Stil

Für den Entwurf des Neubaus zeichnen sich die spanischen Architekten Fuensanta Nieto und Enrique Sobejano verantwortlich. Von der Optik erinnert nichts mehr an das alte Hotel Königshof. Die expressionistische Fassade bietet einen starken Kontrast zu den umliegenden Gebäuden – dem denkmalgeschützten Nachkriegs-Kaufhausbau (vom Stachus-Rondell aus gesehen links) und dem ebenfalls denkmalgeschützten neubarocken Justizpalast (rechts). Dass der Neubau über neun statt sechs Geschosse verfügen wird, geht da schon fast unter.

Die Fassade ist – ebenso vom Stachus-Rondell aus gesehen – vertikal dreigeteilt. Diese Fassadenteile sind dabei so verschoben und gekippt, dass das doch ein Stück entfernte Stachus-Rondell noch einmal angedeutet wird. Die Fassade öffnet sich – akzentuiert durch einen senkrechten Spalt – quasi dem Betrachter, der auf diese Weise das Gefühl bekommt, nicht vor einer Blackbox zu stehen, sondern auch ein wenig in das Gebäude reinschauen und am Geschehen teilhaben zu können, selbst wenn er es gar nicht betritt.

Mit der Fassadenform wird der außerdem ohnehin schon runde Charakter des Stachus (Google-Maps zeigt das ganz gut) nun auch über die Hotelfassade betont und fortgeführt, was der alte Bau mit seiner geraden Fassade nicht leistete. Die Fassadenteile sind dabei unregelmäßig ausgeführt, was die Dominanz noch verstärken dürfte. In Worte ist das schwer zu fassen, daher soll an dieser Stelle an den Entwurf ist dem Artikel der Süddeutschen Zeitung verwiesen werden: Neubau am Stachus – Neunstöckiges Ausrufezeichen

Der Neubau wird über 95 Zimmer bzw. Suiten verfügen (bislang 71 Zimmer und 16 Suiten). Das Restaurant wird nun in die oberste Etage kommen, um einen Panoramablick über die Stadt zu ermöglichen.

Bereits 2021 sollte das neue Hotel eröffnet werden – was von Anfang an ein ambitionierter Zeitplan war, der nun endgültig nicht mehr zu schaffen sein dürfte.

III   Historisches Hotel Königshof (1820–1944)

1818 wurde ein privates Wohnhaus – als eine Art Vorstadtvilla (München war damals an dieser Stelle nur schwach bebaut; das war quasi Vorstadt) im klassizistischen Stil errichtet. Der Architekt war Gustav Vorherr, daher auch die Bezeichnung Vorherrhaus. Es gab fünf Fensterachsen bei vier Geschossen (Erdgeschoss plus drei Obergeschosse):

Hotel Königshof – Vorherrhaus
Bild 4: Vorherrhaus als Hotelvorläufer (um 1820). Lizenz Public Domain
Hotel Königshof – Vorherrhaus – Vergrößerung
Bild 5: Detailvergrößerung des vorigen Fotos. Lizenz Public Domain

Aus diesem Bau entstand 1866 (einige Quellen sagen auch 1862) das Hotel Bellevue. Dabei wurde der Bau sehr wahrscheinlich schlicht und einfach an beiden Seiten im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss um jeweils drei Fensterachsen erweitert. Das Originalgebäude hatte auch an den Seitenfassaden fünf Fensterachsen, die blieben weiterhin, aber hinten wurde ein gleich hoher Querflügel angebaut und das Erdgeschoss der neuen Funktion angepasst. Der Architekturstil bleibt im Wesentlichen erhalten.

Hotel Königshof 1871
Bild 6: Hotel Königshof (rechts) um 1871. Das Hotel hieß damals noch Hotel Bellevue. Lizenz: Public Domain

Bei einem Aus- und Umbau 1880 wurden auch das zweite Obergeschoss und dritte Obergeschoss an den Seiten auf die volle Breite aufgestockt. Ferner bekam das Haus ein höheres Dach, die markanten Doppelgiebel im Neorenaissancestil mit Romanikeinflüssen und die prächtige Fassadenmalerei von Claudius Schraudolph dem Älteren, wie sie auf der folgenden Postkarte zu sehen sind:

Hotel Königshof um 1900
Bild 7: Hotel Königshof (rechts) um 1900 (Postkarte). Das Hotel hieß damals noch Hotel Bellevue. Lizenz: Public Domain
Hotel Königshof um 1900
Bild 8: Vergrößerung des vorigen Bildes. Lizenz: Public Domain

Irgendwann nach 1900, aber noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914, wurde nochmals umgebaut, die Dachgauben seitlich wurden zu einem vollen zusätzlichen Stockwerk, die Fenster seitlich wurden von drei auf zwei reduziert (jeweils das mittlere des Seitenflügels zugemauert), die Giebel vermutlich erhöht und etwas anders gestaltet um sich der neuen Höhe anzupassen, der schlichte Eingang mit einem Vorbau mit drei Bogentoren und zwei Bullaugen aufgewertet. Auf diesen Vorbau kam schon ein großer Balkon (dann wurde er zur Restaurantvitrine). Die Fassadenbemalungen wurden zum größten Teil beibehalten. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs erhielt das Hotel den heutigen Namen „Hotel Königshof“, da französische Name inopportun geworden waren. 1938 wechselte das Haus, das damals 200 Betten aufwies, den Eigentümer. Seitdem gehört es der Familie Geisel.

1943 oder 1944 wurde das Gebäude im Zweiten Weltkrieg, so Wikipedia, „bis auf die Außenmauern zerstört“. Das Gebäude brannte wohl aus, das Dach war eingestürzt, die Außenmauern und wohl auch das Innenskelett waren noch vorhanden, wie ein Video von 1945 zeigt. Auch die Doppelgiebel waren damals noch vorhanden (zumindest der linke, denn das Video zeigt nicht das ganze Haus). In einer Aufnahme aus dem Februar 1948 auf der Seite 20 des Buches München farbig 1946–1965 fehlen die Doppelgiebel bereits, sie waren offenbar kurz nach Kriegsende wegen Einsturzgefahr entfernt worden.

IV   Wiederaufbau und Renovierungen (1950–2007)

Von 1950 bis 1955 wurde das Hotel wieder aufgebaut. Dabei stand Rationalisierung im Vordergrund. Auf eine Wiederherstellung der Giebel wurde verzichtet, der Stuck verschwand. Es entstand die bekannte schlichte Fassade. Die Fensteranordnung blieb, auch die Proportionen im Großen und Ganzen. Die beiden Bullaugen des alten Vorbaus überlebten. Bemerkenswert ist auch, dass das Haus an den Seiten und hinten weiterhin seine Erker hat, die zwar nicht besonders auffallen, aber bereits in dieser Phase der Umbauten architektonisch anachronistisch waren.

Der Balkon der Beletage, also dem ersten Stockwerk, auf dem Vorbau wird überdacht und zur Panorama-Restaurantvitrine. Zur Verzierung dienen Ranken, als Sonnenschutz sind Markisen vorhanden, wie die Bildergalerie der Abendzeitung zeigt.

Bis Ende der 1950er-Jahre (eine der Quellen deutet eher auf Anfang bis Mitte der 1960er-Jahre hin) wird der Balkon über die komplette Fassade verbreitet, wie sie bis zu Ende stand. Ein Foto aus der Bauwelt, zeigt dies. Dafür wurde die Fassade im ersten Obergeschoss komplett herausgebrochen und die darüberliegenden Stockwerke mit Stahlpfeilern abgestützt. Die Stahlpfeiler wurden verkleidet, aber beim Abriss traten sie wieder hervor (Bild 13) .

Hotel Königshof 2014
Bild 9: Fassade (2014) mit kubanisierten Fenstern und Alurahmen (unten) sowie Aluverkleidung (oben)

1970 wurde eine Generalrenovierung durchgeführt. Das letzte Fassadendesign wurde 1972 zu den Olympischen Spielen fertiggestellt. Die ehemals schlanken Fenster wurden dem damaligen Stil entsprechend kubanisiert und so weit wie möglich horizontal orientiert. Als gestalterisches Element erhielten diese Fenster einen breiten Rahmen aus anodisiertem Aluminium, der an den Ecken deutlich abgerundet wurde. Nur im obersten Stockwerk blieben breite Fenster, die aber auch einem Redesign unterzogen wurden. Das so renovierte Haus zeigte sich in einem lebendigen Farbkontrast – zwischen dunklem Ocker und hellem Aluminium, aber auch mit sehr dominanter Leuchtreklame an der Fassade.

2007 wurde die Hotellobby neu gestaltet. Dabei dürften auch in diesem Zeitraum die Aluminiumelemente durchgehend hellgelb gestrichen worden sein. Vorher waren das oberste Stockwerk, die Fensterrahmen, das Erdgeschoss sowie die Leisten am Boden und Dach der Restaurantvitrine in Hellgrau gehalten.

Hotel Königshof 2010
Bild 10: Hotel Königshof (2010.) Rechts ist noch ein Stückchen vom Justizpalast zu sehen. Foto: Rufus46 / Lizenz: CC BY-SA 3.0

Trotz der gewaltigen Veränderungen dürfte die Bausubstanz zum Teil noch die ganz alte sein, vor allen Dingen betrifft das die mittleren fünf Fenster der Hauptfassade für das zweite und dritte Obergeschoss. Wikipedia weist darauf hin, dass „von der Originalsubstanz des Hotels kaum mehr etwas übrig geblieben“ und das Gebäude daher „zwar nicht als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen, aber trotzdem wegen seiner historischen Bedeutung in die Denkmaltopographie Denkmäler in Bayern aufgenommen“ worden sei. Es ist aber plausibel, dass von der alten Bausubstanz doch ein nicht geringer Teil noch vorhanden ist.

V Abriss 2019

Die Entkernung des Gebäudes begann im Februar 2019. So richtig zur Sache mit dem Abriss der Fassade geht es ab Anfang Mai 2019.

Stand 13.05.2019

Das aus dem Gebäudegrundriss herausstehende Teil des Panoramarestaurants im ersten Obergeschoss ist bereits größtenteils verschwunden. Ebenso die Fassade im Erdgeschoss an der Haupteingangsseite.

Mehr Bilder zum Abriss in der umfangreichen Abrissdokumentation

Abriss Hotel Königshof
Bild 11 (13.05.2019) © Thomas Irlbeck
Abriss Hotel Königshof
Bild 12 (13.05.2019) © Thomas Irlbeck
Abriss Hotel Königshof
Bild 13 (13.05.2019) © Thomas Irlbeck

Update 17.05.2019

Optisch gehen die Abrissarbeiten eher langsam voran. Auf der Seite des Karstadt wird ein Gerüst aufgebaut, das nicht nur die Gebäuderückseite abdeckt, sondern auch einen erheblich Teil der Seiten. Das Gerüst dient offenbar als Splitterschutz, um Beschädigungen des Karstadt während des Abrisses zu vermeiden.

Mehr Bilder zum Abriss in der umfangreichen Abrissdokumentation

Abriss Hotel Königshof
Bild 14 (17.05.2019) © Thomas Irlbeck
Abriss Hotel Königshof
Bild 15 (17.05.2019) © Thomas Irlbeck

Update 23.05.2019

Jetzt scheint es schnell zu gehen, der Zangenbagger frisst sich immer weitere ins Gebäudeinnere. Eine riesige Plane – etwa so lang, wie das Hotel hoch ist/war, hängt am Kran und hilft, die Staubentwicklung einzudämmen (Bild 17).

Mehr Bilder zum Abriss in der umfangreichen Abrissdokumentation

Abriss Hotel Königshof
Bild 16 (23.05.2019) © Thomas Irlbeck
Abriss Hotel Königshof
Bild 17 (23.05.2019) © Thomas Irlbeck

Update 29.05.2019

Kriegsschäden präzisiert und Informationen erweitert.

Update 31.05.2019 bis 24.07.2019

Bilder zum Abriss in der umfangreichen Abrissdokumentation

Quellen