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Otto 102: Selbstversorger

Otto 102
Otto 102 (25.08.2022) © Thomas Irlbeck
Otto 102
Otto 102 auf der Bautafel (25.08.2022) © Thomas Irlbeck

Neulich berichtete ich über Heinrich 99, nun kommt Otto 102. Offenbar ist es derzeit „in“, einfach den Vornamen des Personen-Straßennamens und die Hausnummer als Projektname zu verwenden. Wieder einmal gibt es ein Neubaugebiet, dieses Mal in Perlach: An der Ottobrunner Straße 102 entstehen 2- bis 4-Zimmer-Eigentumswohnungen, ein Stadthaus und zwei Gewerbeeinheiten. Laut Werbung versorgt sich Otto 102 selbst dank Wärmepumpe und Photovoltaik. In Zeiten der Gas- und Energiekrise sicherlich ein Argument.

Auf dem Grundstück standen einige ältere Häuser, die entsprechend abgerissen wurden.

Wer nicht genau weiß, wo wir hier sind: Hier beginnt die Peralohstraße, die den alten Namen von Perlach trägt. Fährt man sie entlang, kommt man an dem alten Haus mit dem Türmchen vorbei: Das alte Haus an der Peralohstraße. Kurz danach findet sich eine Fußgängerbrücke über die Autobahn. Das Ganze ist ein beliebte Fahrradroute von Perlach nach Harlaching.

20.02.2023

Otto 102
Otto 102 (20.02.2023) © Thomas Irlbeck
Otto 102
Otto 102 auf der Bautafel (20.02.2023) © Thomas Irlbeck
Otto 102
Otto 102 auf der Bautafel (20.02.2023) © Thomas Irlbeck

10.04.2023

Otto 102
Otto 102 (10.04.2023) © Thomas Irlbeck
Otto 102
Otto 102 (10.04.2023) © Thomas Irlbeck
Otto 102
Otto 102 (10.04.2023) © Thomas Irlbeck
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Etymologie

Hier ist die Herkunft von Ortsnamen das Thema. Es sollen bald auch weitere Arten von Namen dazukommen, etwa Straßennamen. Nur den Karl-Marx-Ring muss man wohl nicht erklären! Auch allgemein Sprachliches findet hier Platz.

Perlach – Nomen est omen

Sitz zu Perlach
„Sitz zu Perlach“. Kupferstich von Michael Wening (1701). Lizenz: Public Domain

Perlach ist die Perle Münchens, zumindest fast. Doch mit der Perle hat Perlach etymologisch nichts zu tun. Woher kommt aber dann der Name? Der Anfang klingt ein wenig wie Bär, und das ist sogar ein Teil der Lösung. Per oder Pera ist ein altgermanisches Wort, das für Bär oder aber Eber (also Wildschein, Saubär) steht. Ob jetzt Braunbären gemeint waren oder Eber, da gehen die Meinungen auseinander. Beide Theorien finden sich in etwa gleichwertig und beide Tierarten waren seinerzeit in der Umgebung verbreitet.

Braunbären im Wald
Der bärigste Stadtteil!? Braunbären im Wald. Ein wahrscheinlicher Ursprung des Namens „Perlach“, der schlicht „Bärenwald“ bedeuten könnte. Lizenz: Public Domain

Eine Leserin hat ein starkes Argument für die Eber-These. Sie weist darauf hin, dass es sich bei dem Gehölz um einen lichter Auwald gehandelt habe, der vornehmlich aus Eichen bestanden habe. Die dunklen Nadelgehölze seien erst im 18. Jahrhundert aus kommerziellen Gründen gepflanzt worden. Und unter Eichen hätten Eber gelebt, Eicheln seien ein Nahrungsbestandteil. Bären seien eher im alpinen Raum verbreitet gewesen. Im Flachland hätten sie keine Höhlen gefunden, um ihre Jungen aufzuziehen oder Winterschlaf zu halten. Es darf aber erwähnt werden, dass Bären einen großen Aktionsradius haben.

Der zweite Wortbestandteil lach ist schwieriger aufzulösen. Dazu muss man wissen, dass Perlach früher mal Peralooh hieß (erstmalige Erwähnung 780, der Ort existierte aber vermutlich schon um 600 herum; verbreitet sind auch die Schreibweisen Peralohc, Peraloh (heute noch als Straßenname in Perlach existent), Peroloch, Perloch, Perloh, Perlôhen, Perloch). Das Looh führt uns zu dem alten deutschen Wort Lohe, also dem Auwald.

Perlach bedeutet also schlicht Bärenwald oder Eberwald. Wälder gibt es immer noch, auch mit dem Namen Perlach, eben den berühmten Perlacher Forst. Bären sind aber äußerst rar geworden und allenfalls darauf beschränkt, dass ein Verwandter des Problembären Bruno Perlach als neue Heimat entdecken könnte.

Perlachturm  in Augsburg

Nicht zu verwechseln ist das Münchner Perlach mit dem Perlachturm in Augsburg Interessanterweise kommt hier etymologisch auch die Bären-Erklärung zum Zuge, zumindest nach einer von drei gängigen Thesen. Nach dieser besonders populären These gab es im Mittelalter auf dem Platz vor dem damaligen Wachturm regelmäßige Vorführungen mit wilden Bären; das lach soll Fest oder Vorführung bedeuten. Eine weitere These stützt sich auf ein Schild im Turm, auf dem steht, der Name stammt vom Lateinischen „perlego“ (durchlesen). Der Hintergrund: Auf dem Platz vor dem Turm sollen offizielle Verlautbarungen verlesen worden sein. Eine dritte These besagt, an dieser Stelle habe einst eine römische Legion eine Schlacht verloren. „perdita legio“ bedeutet „untergegangene Legion“. Keine der Thesen ist jedoch historisch belegt, sodass die Namensherkunft wohl nie eindeutig geklärt werden kann.

München Südost von A-Z

Nicht nur Perlach ist ein besondere Name in München, auch die Umgebung ist reich an weiteren besonderen Namen: Entsprechend geht es hier weiter mit Nachbarstadtteilen und Nachbarorten.

Berg am Laim

Der Münchner Stadtbezirk wurde am 23. April 812 als „ad Perke“ erstmals urkundlich erwähnt, der Zusatz „am Laim“ in Gestalt von „auf dem Laimb“ erstmalig 1430. Der Begriff Laim bedeutet schlicht „Lehm“. Der Name nimmt auf die Lage Anspielung. Denn der Stadtbezirk befindet sich auf einer Erhöhung (Berg), die auf der etwa ein Kilometer breiten Löß-Lehm-Zunge der Münchner Schotterebene zwischen Ismaning und Berg am Laim liegt.

Grasbrunn

St. Ulrich, Grasbrunn
St. Ulrich, Grasbrunn. Foto: Rufus46 / Lizenz: CC BY-SA 3.0)

Die Gemeinde wurde 1140 erstmals als Gramasprunnen erwähnt. Der Name leitet sich vom adeligen Grundbesitzers Graman ab, der gesamte Name bedeutet Brunnen des Graman.

Großkarolinenfeld

Siehe unter Kleinkarolinenfeld.

Haar

Der Name der Gemeinde Haar hat seinen Ursprung nicht von der Haarpracht der Bevölkerung oder der Dichte an Frisören. Es leitet sich vielmehr von dem Begriff Hardt (harde/hart) ab, welches ein leicht bewachsenes Waldland beschreibt. Daran erinnert auch das Beil im Haarer Wappen, das für die Rodung des Waldes steht.

Hachinger Bach

Hachinger Bach
Der Hachinger Bach in Perlach Süd

Der Name Hachinger Bach leitet sich von Hacho ab, einem Bajuwaren, der zwischen dem 5. und dem 8. Jahrhundert Siedlungen entlang des Bachlaufs errichtete.

Kleinkarolinenfeld

Die Siedlung, die zu Aying gehört, entstand ab 1802 als planmäßige Neugründung durch die Ansiedlung protestantischer Siedler aus der Pfalz und aus Baden. Wie auch Großkarolinenfeld wurde sie nach der zweiten Gemahlin Max IV. Joseph, der Prinzessin Karoline von Baden, benannt.

Michaeliburg

Michaeliburg
Die Michaeliburg. Foto: Thomas Irlbeck, als Public Domain freigegeben

Der Name der Siedlung (die teilweise auf Perlacher Gebiet liegt) kommt entweder vom Gastwirt Michael Neumeyer (manche Quellen sagen auch Obermayer oder Obermeyer), der 1898 auf dem Gebiet ein burgähnliches Gebäude errichtet hat (die Michaeliburg; 2009 abgerissen), oder von der 1900 gebauten Michaelikapelle, die St. Michael geweiht ist. Näheres im Artikel: Auf der Suche nach der Michaeliburg

Neubiberg, Unterbiberg

Der Name Biberg leitet sich von althochdeutsch pipurc (Umwallung, Ringburg) ab. Eine Umwallung in Gestalt einer Keltenchanze wurde in der Gegend durch Luftbildarchäologie nachgewiesen. Der Ort findet erstmals als Villa piburc zwischen 1034 und 1041 als Schenkung an das Kloster Tegernsee Erwähnung. Das heutige Neubiberg besteht aus zwei Teilen. Das westlich gelegene Unterbiberg ist der historische Teil des Ortes, gehört aber formal zur Gemeinde Neubiberg, dem – der Ausdruck neu deutet es an – später entstandenen Ort östlich vom historischen Kern.

NPL83

Künstlervereinigung, die von Hakan K., Grosses K, ENZ und CAZ132 gegründet wurde. Schwerpunkte sind Musik und bildende Kunst. NPL steht dabei natürlich für Neuperlach. Die 83 ist nicht das Gründungsjahr, sondern der alte Postleitzahlzusatz für Neuperlach (8000 München 83). Gegründet wurde NPL83 auch „erst“ 1986.

Ottobrunn

Die Gemeinde Ottobrunn hat ihren Namen von Prinz Otto von Wittelsbach. Der damals 17-Jährige war 1832 auf der Reise in sein künftiges Königreich Griechenland. Vor den Toren Münchens, 13 km vom Münchner Marienplatz entfernt, verabschiedete er sich von seinem Vater. Zwei Jahre später wurde an diesem Schauplatz eine dorische Säule errichtet, die an dieses Geschehen erinnert. Die knapp 10 Meter hohe Ottosäule ist heute das Wahrzeichen der Gemeinde und auch im Gemeindewappen abgebildet. Ottobrunn ist also noch verhältnismäßig jung, als politische Gemeinde existiert der Ort gar erst seit 1955.

Putzbrunn

E.T.-Hochhaus in Putzbrunn
E.T.-Hochhaus in Putzbrunn

Die erste Gemeinde hinter der Stadtgrenze in Waldperlach hat ihren ersten Namensbestandteil einem gewissen Puzzi zu verdanken, dessen Sippe sich dort im achten Jahrhundert niederließ. Der gesamte Name bedeutet Brunnen des Puzzi. In der ersten urkundlichen Erwähnung heißt der Ort noch Puzeprunnin. Südöstlich von München, auf der Münchner Schotterebene, musste das Trinkwasser aus mehreren Metern Tiefe geholt werden. Um die errichteten Brunnen bildeten sich Ansiedlungen, daran erinnert in vielen Ortsnamen der hinterer Namensbestandteil brunn.

Ramersdorf

Wohnhaus Rosenheimer Straße/Wilramstraße
Fast wie ein Schloss: Wohnhaus in Ramersdorf (Rosenheimer Straße/Wilramstraße)

Der Stadtteil bildet heute zusammen mit Perlach, Neuperlach und Waldperlach den Stadtbezirk Nummer 16 Ramersdorf-Perlach. Namensgeber war die Familie Rumoltes. Entsprechend lautete der Name ursprünglich Rumoltesdorf. Der Name wurde erstmals 1006 bis 1022 in einer Freisinger Urkundenabschrift erwähnt. Die Endung „-dorf“ deutet aber darauf hin, dass es bereits in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts eine Siedlung gegeben haben könnte, zumal einzelne Mitglieder der Familie seit dem 8. Jahrhundert urkundlich bezeugt sind.

Riem

Diesen Stadtteil kann man wörtlich nehmen und muss sich bei der Herleitung nicht am Riemen reißen. Oder genau doch, denn eben der Begriff Riemen ist Namensgeber, im Mittelhochdeutschen rieme. Der Ortsname bedeutet also schlicht Streifen, spezifischer (schmaler) Ackerstreifen, Gürtel, Kanal, Traufe. Die letzten beiden Deutungen sind die wohl entscheidenden. Denn in Riem tritt der Grundwasserstrom an die Oberfläche. Es gibt aber auch die Theorie, die Höfe des ursprünglichen Ortes seien wie ein Gürtel um die Kirche herumgebaut gewesen. Die erste urkundliche Nennung war 957 bzw. 972 als Riema. Doch bereits um 700 soll ein fränkischer Ritter den Ort gegründet haben.

Im Münchner Südosten und im Umland gibt es sicherlich noch weitere interessante Geschichten hinter Ortsnamen. Dazu vielleicht irgendwann mal in einem weiteren Teil.

Solalinden und Oedenstockach

Hinsichtlich dieser Ortsteile von Putzbrunn, die abgesetzte Dörfer darstellen, habe ich nichts in puncto Namensherkunft gefunden. Bei Solalinden drängt sich etwas mit solar (Sonne) auf, aber das ist nur ein vager Verdacht.

Oedenstockach
Oedenstockach mit dem Wasserturm und der Holzkapelle St. Anna

Taufkirchen

Der Name der Gemeine im Landkreis München leitet sich vom bayerischen Adelsgeschlecht der Taufkircher ab. Die erste Vertreterin des Geschlechts könnte Juditha de Tovkirchen um die Mitte des 12. Jahrhunderts sein (der Ort entsprechend anfangs Tovkirchen). Es gibt aber auch die These, dass die Linie aus der Gefolgschaft des Klosters Tegernsee abstammt. Ob sich der Name des Adelsgeschlechts an den heiligen Johannes der Täufer anlehnt, dafür konnte ich keinen direkten Beleg finden. Es ist aber anzunehmen, da bereits 1052 die Taufkirche St. Johannes der Täufer urkundlich erwähnt wird, die in Taufkirchen liegt.

Trudering

Der Stadtteilname ist auf einen Bauern namens Truchtaro zurückzuführen, der sich dort um 500 mit seiner Sippe niederließ. Im Auftrag seines Grundherrn, wahrscheinlich handelt es sich um den adeligen Fagana, kultivierte er Fluren und errichtete Stallungen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit war die erste Siedlungsstätte der Zehentbauernhof in Kirchtrudering oder der Mayrhof in Straßtrudering. Die erste bekannte schriftliche Erwähnung ist 772 als Truhtheringa. Als Schreibweise ist noch Truchteringa bekannt. An den alten Namen erinnert heute noch der Straßenname Truchthari-Anger in Kirchtrudering, an dem im Rahmen eines Bauprojekts Reste einer Kelten-Siedlung aus vorchristlicher Zeit gefunden wurden. Trudering ist also so gesehen viel älter.

Valley

Zu der Gemeinde, die südlich von Aying liegt, gehören u.a. das Dorf Valley und das Dorf Kreuzstraße (Endpunkt der S7). Der Gemeindename hat nichts mit den englischen Wort valley, das Tal bedeutet, gemein. Vielmehr stammt der Name vermutlich von der keltischen Göttin Fallada. Entsprechend wird der Name auch nicht wie das englische valley (Lautschrift: vălē) gesprochen, sondern so, wie man es bei einem deutschen Wort üblich wäre (Lautschrift: faˈlaɪ]).

Vaterstetten

Die Nachbargemeinde von Haar ist mit knapp 25.000 Einwohnern die nach Unterhaching bevölkerungsreichste Gemeinde Bayerns, die weder die Bezeichnung Stadt noch Markt führt. Die erste Vaterstettener Siedlung entstand bereits in der Zeit zwischen 750 und 600 v. Chr. im Ortsteil Purfing. Der Name Vaterstetten leitet sich vom altbajuwarischen Geschlecht der Fater ab, die den Ort gegründet haben.

Wabula

Hochhaus Haar
Hochhaus in Haar in der Münchener Straße als Verlängerung der Wabula (22.08.2010) © Thomas Irlbeck

Selbst viele Münchner stutzen bei diesem Namen, obwohl er in der Lokalpresse oft erwähnt wird. Der Name ist schlicht die Abkürzung für „Wasserburger Landstraße“, die als mehrspurige Hauptstraße Richtung Wasserburg am Inn führt. Am Rand liegen unzählige Läden und Gewerbebauten, diverse Autohäuser prägen das Bild. Sie beginnt in Trudering ab der Kreuzung mit der Bajuwarenstraße als Fortsetzung der Kreillerstraße und läuft in östlicher Richtung. Ab der Stadtgrenze in Haar ändert sich der Namen in Münchner Straße, später – noch in Haar – gibt es eine weitere Namensänderung. Nun heißt sie Wasserburger Straße. Am östlichen Ende von Haar – dass Gebiet gehört zu Grasbrunn – erhält sie ihren alten Namen „Wasserburger Landstraße“ zurück. Am Ortsende in Vaterstetten geht sie in die B 304 über. Auch in Zorneding existiert eine „Wasserburger Landstraße“ (die Wabula gibt es also gleich mehrfach) als Teil der ehemaligen Hauptverbindung München – Wasserburg am Inn. Durch Ortsumgehungen in Zorneding und Ebersberg wurde der Durchgangsverkehr zu großen Teilen ausgesperrt, wodurch die ursprünglich Hauptstraße den Charakter der Verbindung München – Wasserburg am Inn eingebüßt hat.

Quellen

  • Trudering – Waldtrudering – Riem: Münchens ferner Osten / hrsg. von Willibald Karl. Mit Beitr. von Karl Bachmair … – München: Buchendorfer Verl., 2000
  • Pfarrverband Taufkirchen bei München
  • Wikipedia-Seiten der Ortsnamen

Betteln und Hausieren verboten

Betteln und Hausieren verboten
Bitte beachten, es ist verboten!

Der Begriff Hausieren/Hausierer ist im Aussterben begriffen. Man sagt höchstens noch „er ging mit der Idee hausieren“, was aber mit dem klassischen Hausierer nichts gemein hat. An meinem Haus (Baujahr 1971) steht aber noch „Betteln und Hausieren verboten“.

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Die Perlacher Straße

Perlacher Straße
Bild 1: Perlacher Straße (sie läuft im Bild von links nach rechts), Ecke Herzogstandstraße. Dieses Haus  markiert den Anfang der denkmalgeschützten „Stockwerksiedlung Walchenseeplatz“. Auch die Bilder 3 bis 9 zeigen Häuser dieser Siedlung (04.06.2019) © Thomas Irlbeck
Perlacher Straße
Bild 2: Unser Name! (04.06.2019) © Thomas Irlbeck © Thomas Irlbeck

Das heutige Thema ist die wohl maximal „perlachigste“ Straße überhaupt in München. Nur die Peralohstraße (Peraloh ist der alte Name für Perlach) kann da noch annähernd mithalten (auch von ihr wird später noch die Rede sein). Straßen führen oft dorthin, das sie bezeichnen, oder zumindest in ihre Richtung. Hier ist Letzteres der Fall. Man steuert also auf der Perlacher Straße zumindest in Richtung Perlach, wenngleich man den Stadtteil nicht erreicht. Die Perlacher Straße startet an der Tegernseeer Landstraße („Tela“) in Giesing (genauer Obergiesing) auf Höhe der Zehentbauernstraße und des Giesinger Grünspitz (eine 2.000 qm große Grünfläche, die früher von einem Autohändler genutzt wurde und heute eine Freifläche ist, auf der sich ein urbaner Garten befindet und auf der auch z.B. Flohmärkte stattfinden). Es geht weiter Richtung Südost über die Raintaler Straße und die Spixstraße/Herzogstandstraße.

Stockwerksiedlung Walchenseeplatz

Die Wohnanlage zwischen der Herzogstandstraße und Untersbergstraße des nördlichen Verlaufs der Perlacher Straße ist als Ensemble denkmalgeschützt. Ihr Name ist die „Stockwerksiedlung Walchenseeplatz“. Bild 1 zeigt das Eckhaus, das die südwestliche Ecke dieses Ensembles bildet.

Der Bayerische Denkmal-Atlas sagt zu der „Stockwerksiedlung Walchenseeplatz“:

Zitat Bayerischer Denkmal-Atlas (Klick zum Öffnen)

Die Planung der Großsiedlung am Walchenseeplatz, die im Rahmen des Münchner Großsiedlungsprogrammes der Jahre 1928 bis 1930 von der „Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG“ errichtet wurde, geht zurück auf einen Vorentwurf von Johanna Loev. Die Konzeption der Planung wurde dann von Loev gemeinsam mit Carl Jaeger, dem die Oberleitung übertragen wurde, durchgeführt. Im Rahmen des damaligen Arbeitsbeschaffungsprogrammes für Architekten waren bei der Bearbeitung der Einzeltypen unter anderem Fritz Landauer, Hanns Atzenbeck, Max Schoen, Joseph Dürr, Hans Grünzweig und Fritz Männche beteiligt. Ausgeführt wurden allerdings nur zwei Drittel des vorgesehenen Umfanges.

Vorgegeben war der Planung bereits der Walchenseeplatz mit der Bebauung seiner Nordseite. Zur Deisenhofener Straße einerseits und zur Perlacher Straße andererseits ist die Siedlung durch langgestreckte viergeschossige Blöcke abgeschirmt. Der Block an der Deisenhofener Straße zeichnet sich durch überhöhte Eckbauten aus. Die Blöcke an der Perlacher Straße folgen dem leichten Schwung der Straße. Die ebenfalls viergeschossigen Zeilenbauten im Inneren der Siedlung sind den damaligen städtebaulichen Vorstellungen entsprechend von Norden nach Süden gerichtet, wobei sich, zum Teil zusätzlich abgeschirmt durch eingeschossige Zwischenbauten mit Läden und Werkstätten an den Kopfenden der Zeilen, großzügige, verkehrsberuhigte Höfe mit Plätzen zum Spielen und zum Trocknen der Wäsche ergeben. Die vom Hochbauamt der Stadt München erarbeiteten Vorgaben für das Münchner Großsiedlungsprogramm führten zu einer weitgehenden Normierung der Haus- und Wohnungsgrundrisse; angeboten sind vornehmlich Wohnungen zu 50 und 60 Quadratmeter, aber auch, wenn auch in geringerer Zahl, Wohnungen zu 75 und 100 Quadratmeter. Zugleich waren die verwendeten Materialien und das Zubehör standardisiert. Trotz dieser Sparsamkeit wurde eine hohe bauliche Qualität gefordert, was den beachtlichen Wohnwert der Siedlung begründet. Der zu einer Individualisierung der einzelnen Bauten verbleibende Spielraum wurde von den Architekten bestmöglich zur Variierung der Fassadengliederung mit unterschiedlichen Fensterlösungen, Loggien- und Treppenhausachsen ebenso genützt wie durch Bauzier in Form von Gußsteinreliefs und großflächigen Sgraffitomalereien. Bei dem insgesamt schlichten Erscheinungsbild spielt auch die Farbgebung eine entscheidende Rolle. Neuere Eingriffe sind nur die beiden Blöcke Kesselbergstraße 22 und Rißbachstraße 3, die sich jedoch auch auf vier Geschosse beschränken.

Kunst in der Stockwerksiedlung Walchenseeplatz

An der Abzweigung Perlacher Straße/Rottacher Straße machen wir kurz Station, denn hier gibt es an einem Häusereck (auch dieses Haus ist Bestandteil der denkmalgeschützten „Stockwerksiedlung Walchenseeplatz“) Kunst in Gestalt einer Hauseck-Skulptur zu sehen. Ein Maurer mit Kelle und Ziegelstein übt sein Handwerk aus:

Perlacher Straße
Bild 3: Perlacher Straße, hier biegt die Rottacher Straße nach links ab. Es gibt Skulpturkunst (04.06.2019) © Thomas Irlbeck
Perlacher Straße
Bild 4: Vergrößerung des Kunstwerks  Maurer als Hauseck-Skulptur (04.06.2019) © Thomas Irlbeck

Auffällig ist die individuelle Gestaltung der Häuser mit verschiedenen Sgraffitomalereien oberhalb einiger Hauseingänge, wie auch der Bayerische Denkmal-Atlas kurz erwähnt hat. Eine davon ist hier zu sehen, wir sind kurz vor der Valeppstraße (und noch immer in der „Stockwerksiedlung Walchenseeplatz“):

Perlacher Straße
Bild 5: Sgraffitomalerei mit Fischern an der Perlacher Straße/Ecke Valeppstraße  (04.06.2019) © Thomas Irlbeck
Perlacher Straße
Bild 6: Vergrößerung (04.06.2019) © Thomas Irlbeck

Gaststätte „Schinken-Peter“ (früher: Gastwirtschaft zum Walchensee“)

Die Perlacher Straße führt weiter über die Valeppstraße. Am Eck ist die Gaststätte Schinken-Peter, an der wir kurz eine Pause einlegen. Es handelt sich um eine Gaststätte mit Biergarten, die früher „Gastwirtschaft zum Walchensee“ hieß und deren alter Name immer noch zu sehen ist (Bild 7). Auch dieses Haus ist der „Stockwerksiedlung Walchenseeplatz“ zuzurechnen. Die Gaststätte sagt über sich selbst:

Seit 31 Jahren ist der Schinken-Peter gepflegte und gelebte Tradition im Münchner Stadtteil Giesing. Er lockt mit kulinarischer Vielfalt aus der bayerischen Küch´ und zeitgemäßen Gerichten.

Perlacher Straße
Bild 7: Gaststätte Schinken-Peter (früher: „Gastwirtschaft zum Walchensee“). Wir sind hier in der Valeppstraße. Die Perlacher Straße ist nicht im Bild, man muss sie sich hinter dem Betrachter von links unten nach rechts oben vorstellen (04.06.2019) © Thomas Irlbeck
Perlacher –Straße
Bild 8: Zoom des vorigen Bildes: neuer und alter Name (04.06.2019) © Thomas Irlbeck
Perlacher –Straße
Bild 9: Gaststätte Schinken-Peter – jetzt mit dem Fokus auf dem Biergarten (04.06.2019) © Thomas Irlbeck

Der Rest der Straße

Es geht weiter über die Untersbergstraße zur Fockensteinstraße/Sinpertstraße. Der Verlauf der Perlacher Straße hat inzwischen ziemlich genau einer Ost-West-Richtung angenähert. An dieser Stelle findet sich die „Mittelschule an der Perlacher Straße“. Es geht weiter über die Trauchbergstraße. Wenige Meter weiter östlich macht die Straße einen Knick nach Norden bis zur Deisenhofener Straße. Dort endet sie.

Ein Tipp für Radfahrer – maximal perlachig nach Perlach

Wer auf besonders originelle (und dennoch praktische Art) von Giesing nach Perlach/Neuperlach kommen will, der kann dies mit maximal etymologisch perlachigem Anteil machen. Man startet an der Perlacher Straße und fährt sie bis zum Ende. Dort biegt man rechts ab in die Deisenhofener Straße, dann rechts in die Schwanseestraße, der man bis zur Ständlerstraße folgt. Nun ist man am Friedhof am Perlacher Forst und hat noch ein Perlach im Namen. Man biegt nun links in die Ständlerstraße ab und fährt an ihr entlang. Auf Höhe der Görzer Straße geht die Straße in eine Autostraße über und der Radweg knickt in einen Park nach rechts ab. Man folgt ihm, bis man zu einer Fußgängerbrücke kommt, die über die Autobahn A8 führt. Diese überquert man. Die Rampe auf der anderen Seite ist nur was für geübte Fahrer. Offiziell ist die Abfahrt verboten, es heißt schieben. Nun ist man auf der Peralohstraße – und damit bereits in Perlach –, die man geradeaus bis zum Ende befährt. Dabei kommt man auf der rechten Seite auch an dem alten Haus mit dem schönen Türmchen vorbei. Die Peralohstraße endet an der Ottobrunner Straße. Wenn man hier schließlich rechts abbiegt, ist man bereits kurz vor dem Perlacher Pfanzeltplatz.

In der umgekehrten Richtung funktioniert es ebenso. Den Abzweig zur Peralohstraße findet man auf der Ottobrunner Straße auf Höhe des „Edeka Linzmair“. Bei der Durchfahrt durch den erwähnten Park, welcher der Brücke folgt, muss man per Unterführung auf die andere Seite der Ständlerstraße wechseln.

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Das alte Haus an der Peralohstraße

Peralohstraße
Das Haus an der Peralohstraße … (25.04.2011) © Thomas Irlbeck

Verlassen, halb verfallen ist es, das Haus an der Peralohstraße. Das „Peraloh“ im Straßennamen ist nichts anderes als der alte Name für Perlach, und genau dort befindet sich auch die Straße. Das Haus erinnert mit seinem Türmchen ein klein wenig an die mittlerweile abgerissene Burg in der benachbarten Siedlung Michaeliburg. Was das Haus wohl für Geschichten zu erzählen hat?

Peralohstraße
… hat schon mal bessere Zeiten gesehen (25.04.2011) © Thomas Irlbeck

Update 18.04.2019 – Ein erneuter Besuch

Peralohstraße
Äußerlich hat sich nur wenig verändert (18.04.2019) © Thomas Irlbeck