„911“ steht bekanntlich als Schreckenssymbol für die islamistischen Terrorattentate vom 11. September 2001 in New York, bei denen Terroristen zwei Passagiermaschinen in die beiden Türme des World Trade Centers lenkten. Beide Gebäude stürzten dann ein, wie wir alle wissen.
Weniger bekannt dabei ist, dass 911 nicht nur das Datum in amerikanischer Schreibweise darstellt (dort wird erst der Monat und dann der Tag geschrieben), sondern auch die Notrufnummer in den USA. Es ist eine weitere Verbindung zum Thema Unglück.
In Neuperlach mussten wegen der Einflugschneise des Flughafens Riem, der inzwischen längst stillgelegt ist, die meisten Häuser (gerechnet mit allen Aufbauten wie Fahrstuhlbetriebsräumen) unter 25 Metern und damit knapp unter der Grenze für echte Hochhäuser bleiben. Laut allgemeiner Definition muss der Fußboden des höchstgelegenen Aufenthaltsraums mehr als 22 Meter über der festgelegten Geländeoberfläche liegen, damit ein Haus als Hochhaus gilt (Quelle: Brockhaus Wissenschaft und Technik). In der Praxis bedeutete das, bei 8 Stockwerken (9 Geschossen) war Schluss.
Es gibt aber auch eine Reihe von Ausnahmen. Gebäude, die außerhalb der Hauptflugschneise liegen, durften bis zu 65 Meter hoch werden.
Die beiden höchsten Gebäude unseres Stadtteils bringen es daher doch auf immerhin 17 Stockwerke (18 Geschosse). Die Höhe beträgt jeweils 64,14 Meter. Sie stehen nahe beieinander und können durchaus als Zwillingstürme gesehen werden. Von uns Neuperlachern werden die die beiden am Gerhart-Hauptmann-Ring liegenden Wohnhäuser (in Nähe des pep, des größten Münchner Einkaufszentrums) auch oft so bezeichnet.
Der erste Turm wurde 1975 fertiggestellt, der zweite 1982. Bei der Fertigstellung waren also die Terroranschläge vom 11. September noch ganz, ganz weit weg.
Hausnummern 9–11 für diese Zwillingstürme!
Zwillingstürme in Neuperlach, links Haus 11, rechts Haus 9 (Archiv). Bild: Franco und Manuel aus Neuperlach
Zwar bin ich kein Anhänger von Numerologie. Aber ein durchaus makabrer Zufall ist, dass die beiden Türme ausgerechnet die Hausnummern 9 (der 1975 fertiggestellte Bau) und 11 (der 1982 fertiggestellte Bau) erhalten haben.
Zwillingsturm 9 (Foto von 2021)Zwillingsturm 11 (Foto von 2021)
Bei Sanierungen kann man meist auf einen Kran verzichten. Doch in Neuperlach Ost ist von weitem schon ein Kran zu sehen. Es scheint sich also um etwas Größeres zu handeln. Nein, es ist kein Neubau. Vielmehr werden in der Kafkastraße, Höhe Tucholsykstraße, gegenüber der Kirche St. Philipp Neri, zwei derzeit achtstöckige Wohnhäuser (Baujahr 1972) um ein Geschoss aufgestockt. Es entstehen insgesamt vier zusätzliche Dachterrassenwohnungen mit jeweils rund 100 m² in gemischter Ziegel- und Betonbauweise. Es gibt dabei auch eine soziale Komponente. Mit der vereinbarten Mietpreisgarantie müssen die Bewohner keine unerwarteten, drastischen Mieterhöhungen befürchten.
Man darf sich fragen, ob der enorme Aufwand der Aufstockung für nur vier zusätzliche Wohnungen gerechtfertigt ist. Aber da das Dach ohnehin undicht und damit sanierungsbedürftig war, entstand die Idee, die Gelegenheit zu nutzen und noch ein Geschoss aufzusetzen. Schließlich ist der Bedarf an Wohnraum enorm. Da die beiden Häuser damit zu echten Hochhäusern werden (bei der üblichen Neuperlacher Geschosshöhe ist die Grenze in der Regel mit dem 9. Stockwerk, also dem 10. Geschoss, überschritten), sind verschärfte Vorschriften insbesondere beim Brandschutz zu beachten. Auch gibt es inzwischen bei der Wärmedämmung erhöhte Anforderungen. Dies alles bedeutete sehr intensive Verhandlungen. Oft scheitern solche Projekte am Widerstand von Eigentümern, Bewohnern, Nachbarn und Behörden. Doch hier hat es geklappt. Damit findet nun eine der ganz wenigen Aufstockungen statt, die es bislang in Neuperlach gegeben hat.
Das Projekt ist so spannend, dass ich mir das vor Ort mal anschaue. Der Projektleiter der ausführenden Planungsgruppe Hochbau empfängt mich. Auf dem Rasen liegen vormontierte Platten aus Ziegeln. Sie sehen aus wie Wände, doch ich werde aufgeklärt, dass diese der neue Boden des zusätzlichen Geschosses werden.
Mit dem Behelfslift am Gerüst geht es auf das Dach. Die oberste Schicht des alten Daches wurde abgetragen. Das Dach war wie erwähnt undicht und war bereits mehrfach notdürftig geflickt worden. Tragfähig für ein zusätzliches Geschoss wäre es ohnehin nicht gewesen.
Die Umrisse der Wohnungen sind bereits zu sehen. In die Aussparungen wird schwarzes Dämmmaterial, das an Kohle erinnert, eingefüllt. Tatsächlich handelt es sich um Foamglas (Schaumglas), das extrem leicht ist. Die neuen Böden werden dann darauf gesetzt und mit Beton vergossen. An einigen Stellen ist es bereits passiert, wie die Bilder zeigen. Die bestehende Attika als Abschluss der entstehenden Dachterrassen muss erhöht werden, die Vorschriften wollen das so.
Die Aufzüge werden bis ins neue oberste 9. Stockwerk fahren. Heutige Aufzüge benötigen keinen Maschinenraum mehr, der ein Geschoss über das Dach hinaussteht. Daher muss der bestehende Maschinenraum nur minimal erhöht werden, um ein zusätzliches Geschoss zu bedienen.
Bewohner profitieren: Neuer Aufzug schneller und halbe Treppe im Erdgeschoss entfällt
Bild 7: Blick auf das Marx-Zentrum (19.06.2017) Thomas Irlbeck
Für die bestehenden Bewohner hat der Umbau Vorteile: Denn es wird ein neuer, schnellerer Lift eingebaut. Und nicht nur das: Bislang musste man im Erdgeschoss ein halbe Treppe nach oben steigen. Erst von dort – im Hochparterre – startete der Lift. Nun wird er auch auf Straßenniveau halten. Gerade für Ältere, Familien mit kleinen Kindern und Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist das eine erhebliche Verbesserung.
Wenn man derzeit das Haus betritt, steht man zunächst vor dem Aufzugschacht, aber letztlich nur vor einer Wand. Man muss erst ein paar Stufen raufsteigen und steigt dann von der gegenüberliegenden Seite in den Lift.
Das bedeutet aber, dass der bestehende Aufzugsschacht wie gemacht ist für einen Umbau, so als hätte der Architekt Visionen gehabt. Man fräst vorne – auf Straßenniveau – eine zusätzliche Türe rein. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, da an dieser Wand das Gegengewicht der Fahrstuhlkabine läuft. Niemand möchte von so etwas geköpft werden. Daher muss das Gegengewicht an die Seite verlegt werden. Die Fahrstuhlkabine bekommt logischerweise zwei gegenüberliegende Türen, die zusätzliche ist dann für den neuen Halt im Erdgeschoss (Straßenniveau) vorgesehen.
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